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Die Weser

Die Oberweser längs und quer

Das Wesertal mit seiner Umgebung ist landschaftlich besonders abwechslungsreich und klimatisch erholsam. Ausgedehnte Wälder mit gut ausgebautem und beschildertem Wegenetz, Museen, zahlreiche Kunst- und Kulturdenkmäler im Nahbereich, Weserrenaissance und die deutsche Märchenstraße bieten vielfältige Anregungen. Auf all das wird in zahlreichen historischen wie aktuellen Veröffentlichungen aufmerksam gemacht.

In der Eiszeit bildeten sich die Täler von Werra, Fulda, Weser, Diemel und Nethe. Sie vertieften sich im Gebirge erheblich. Die Weser wechselte immer wieder ihr Bett. Umlaufberge, Terrassen und Flussschotter, an den Berghängen, Flussschlingen, Altwasser und Ablagerungen in der Talaue bezeugen diese Entwicklung. Die Kiesseen und Baggerteiche im Nahbereich des Flusses sind allen bekannt.

„Auf den ersten Blick erscheint er, der Weserfluss, eher wie die Kaskaden eines Wildbaches, als die Gefälllinie eines schiffbaren Stromes darzustellen.“ So eine maßgebliche Aussage über den Längsschnitt der Oberweser vor der Regulierung im 19. Jahrhundert. Uralte Fahrwege lagen hochwassersicher an den Hängen, folgten den weiten Bögen des Tales und waren recht beschwerlich. Andere führten über die Höhen, z.B. die Strecke von Bodenfelde über Neuhaus im Solling nach Holzminden.

Selbstverständlich wurde die Weser seit altersher auch als Wasserstraße genutzt, vor allem für Massengüter wie Langholz, Gestein und Getreide, schließlich auch für die Auswanderer im 18. Und 19. Jahrhundert. Die Schifffahrt litt aber ständig unter stark wechselndem Gefälle und Wasserstand, Untiefen und wandernden Ablagerungen. Nach dem 30-jährigen Krieg hielten Schiffergilden das Fahrwasser frei von Treibholz, Geröll und großen Steinen. Nach jedem Hochwasser mussten Sand- und Kiesbänke erneut freigepflügt werden.

Das Treideln der bergfahrenden Lastkähne mit Pferden oder Mannschaften erübrigte sich, als mit Dampfmaschinen betriebene Schaufelradschlepper eingesetzt wurden. Damit wurde gleichzeitig ein wirksamer Weserausbau zwingend.

Die Anliegerstaaten - ursprünglich fünf - einigten sich über den Ausbau von Fahrrinne und Ufern. Schiffbarkeit, Hochwasserschutz und landwirtschaftliche Nutzung der Flussaue standen bei der Flussregulierung im Vordergrund.

Seit 1878, dem Beginn des planmäßigen Weserausbaus, wurden die zahlreichen Inseln, Werder genannt, an die Ufer angebunden. Flurnamen erinnern noch heute an die Werder von einst: z. B. Gieselwerder oder Bodenwerder. Die Nebenarme verlandeten wie die Altarme und sind jetzt meist unauffällig. Bauliche Maßnahmen wie Uferverlegung und – befestigung engten das Flussbett ein und vergleichmäßigten das Gefälle auf 1 – 1,5 Promille. Durch Ausbaggerungen wird eine Mindestwassertiefen von 0,8 – 1,0 Meter in der Fahrrinne gehalten. Hier fließen auch bei Niedrigwasser 27 cbm/sec im Mittel 3 km/h ab.Durch zusätzliche Wassermengen aus der seit 1912 betriebenen Edertalsperre strömen dann in Höxter kurzzeitig etwa 40 cbm/sec bei bis zu 35 cm erhöhten Wasserspiegel. Damit wurde vor allem die Wasserversorgung des Weser-Ems-Kanals in Minden und die Frachtschifffahrt auf der Weser gesichert.

1898 wurde wegen der bedeutenden Frachtschifffahrt in Höxter der Bau eines Hafens mit Bahnanschluss begonnen. Er liegt zwischen Hann. Münden und Hameln auf halber Strecke besonders günstig und sollte der Weserflotte bei Hochwasser oder Eisgang als Schutzhafen dienen. Heute nutzt ihn die Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes Hann. Münden als Heimathafen für ihre Arbeitsschiffe. Zugleich dient er als Liegeplatz für Segel- und Motorjachten. Die Pontons der Landebrücken der Oberweserdampfschifffahrt und die Schwimmstege für Wassersportler haben hier ihr Winterquartier.

Die streckenweise kanalartige Regulierung des Flussbettes kann starkes Hochwasser mitunter nicht schnell genug abführen, so dass es zu Überflutung der Auen, der die Ufer begleitenden Radwege und manchmal auch weiter Ackerflächen kommt.

Doch kommen die Wassermassen dann nicht immer im Winter oder zeitigen Frühjahr (Dezember bis Februar oder März/April) sondern zuweilen auch im Mai oder im Juli! Nicht selten kommt es durch Hochwasser zu Behinderungen des Straßenverkehrs.

Seit dem Mittelalter gab es hölzerne bzw. steinerne Brücken über die Weser, doch nur in Hann. Münden, Höxter und Hameln. Mit dem Ausbau der Weser zur leistungsfähigen Wasserstraße wurden um die Jahrhundertwende 1899/1900 in Karlshafen, Holzminden und Bodenwerder die Personen- und Wagenfähren durch Brücken ersetzt. Heute überspannen die Weser mehrere Eisenbahnbrücken und zusätzlich einige moderne Straßenbrücken, die den wachsenden Schwerlast- und Autoverkehr in Verbindung mit Altstadtumgehungs- und Entlastungsstraßen aufnehmen. So wurde 1997 die Nordumgehungsbrücke in Holzminden dem Verkehr übergeben. In Höxter wird indessen eine Südbrücke geplant, um die Stadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten.

Aus unserem Bewusstsein sind Flößerei, Treideln und Frachtschifffahrt völlig verdrängt. Längst gibt es keine Schlepper und Schleppkähne mehr. Selbstfahrer ab Beverungen oder Holzminden sind selten geworden. Nur die besonders breiten und flach tauchenden Ausflugsschiffe der Oberweserdampfschifffahrt verkehren nach festem Fahrplan auf verschiedenen Teilstrecken, um den zahlreichen Touristen die herrliche Landschaft als Erholung vom Alltag zu bieten.

Einige Motorboote sausen durch die Fluten oder ankern friedlich in Ufernähe.

Besonders geschätzt wird die schnellfließende Weser von den Wasserwanderern: Paddlern, Kanuten und Ruderern.

Die vereinseigenen Bootshäuser am Fluss, die zum Teil bewirtschaftet sind, bieten Übernachtungsmöglichkeiten. An der Weser gibt es zahlreiche Zelt- und Campingplätze, die Jugendherbergen sind nie weit.

Es versteht sich von selbst, dass das Rudern den Erhalt der Weserlandschaft nicht beeinträchtigt: zu bewachsenen Uferpartien werden immer ausreichende Abstände eingehalten. Auch Wildenten, Schwäne und Fischreiher lassen sich durch die gleichmäßig dahinziehenden Boote kaum stören.

Wenn auch die Weser nicht mehr der ursprüngliche wilde Fluss ist, ist doch heute das Tal der Oberweser für Radler, Wanderer, und Dank der schnellen Weser besonders für Wasserwanderer, gleich ob mit Kanu, Paddel- oder Ruderbooten ein immer überaus lohnendes Ziel.

Götz Graefe